Die Krise hat Europa fest in der Hand. Begonnen hatte es mit der drohenden Staatspleite des Mitgliedslandes Griechenlands, doch wie sich sehr bald heraus stellte, schwelten die Probleme noch sehr viel tiefer als gedacht vor sich hin. Nun versuchen die Regierungschefs der Mitgliedsländer der Eurozone krampfhaft, nach Lösungen und Verbesserungsvorschlägen zu suchen. Besonders Italien, Spanien und Griechenland gehören zu den Sorgenkindern der Währungsgemeinschaft.
Doch auch Deutschland oder Frankreich, die stabilsten Volkswirtschaften der Union, schwächeln zusehends. In der vergangenen Woche sollte ein weiterer Eurogipfel in Brüssel ein wenig Licht ins Dunkle bringen, doch die zunehmend negative Haltung Großbritanniens tat wenig förderliches, um die Situation im Euroraum zu verbessern.
Schon Anfang des Jahres 2011 hatte Jürg Zeltner, der als CEO beim Wealth Management der UBS tätig ist, zu bedenken gegeben, dass damit zu rechnen sei, dass Entscheidungen von Regierungen oder Zentralbanken in diesem Jahr zu Handels- und Währungskonflikten führen könnten. Dass die Krise jedoch derart massiv ausfallen würde, hat wohl selbst er nicht einsehen können.
Nun droht die Ratingagentur Standard & Poor’s einer Reihe von Euroländern, die noch als relativ stabil galten, mit der Herabstufung ihrer Bonität. Unter den betroffenen Ländern befinden sich unter anderem auch Frankreich und Deutschland. Als Grund wird die zunehmende Unsicherheit und Unfähigkeit der Länder genannt, sich mit der Schuldenkrise in der Währungsunion auseinander zu setzen.
Wenn ein Land in seiner Bonität herabgestuft wird, so wird es für dieses schwieriger, am Kapitalmarkt zu günstigen Konditionen an frisches Geld zu gelangen. Doch mit der Drohung der Herabstufung einiger Länder ist es noch nicht getan. Inzwischen hat S&P auch mehreren Banken angedroht, deren Bonität ebenfalls herabzusetzen. Dazu gehören die Deutsche Bank, die Commerzbank, sowie zahlreiche französische Banken. Im Visier der Ratingagentur ist ebenso die EU an sich, darunter die Europäische Investitionsbank EIB, die Ziele der Europäischen Union durch langfristige Finanzierung tragfähiger Investitionen fördert, sowie die Entwicklungsbank des Europarates CEB, die unter anderem Projekte in Ausbildung, Umweltschutz und Gesundheit mit zweckgebundenen Darlehen fördert.
Knapp eine Woche ist es nun her, dass S&P die Drohungen ausgesprochen hat, das heißt, dass die Agentur innerhalb der nächsten 90 Tage über die Zukunft der Bonität der betroffenen Länder und Institutionen entscheiden wird.
Anika Glowania
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